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Weinbauinfo Nr. 14

Allgemeiner Entwicklungsstand

Es bleibt ein „Sommer“ zum Vergessen – der auch von der Fußball Europameisterschaft gepushte Begriff „Sommermärchen“ ist eher ein „Regenmärchen“ und hält in unserer Kultur den Pilzdruck und die Anforderungen an einen sach- und fachgerechten Pflanzenschutz hoch. Die Einhaltung des Antiresistenzmanagements ist eine große Herausforderung und die Verfügbarkeit mancher Mittel durch die häufigen Behandlungen mittlerweile eingeschränkt. Die Vegetation bewegt sich im langjährigen Mittel, so dass aktuell BBCH 77-79 (Beginn Traubenschluss bis Traubenschluss) erreicht ist. Wie erwähnt bietet die Wetterprognose weiterhin wenig Erfreuliches, es bleibt wechselhaft und eher nass als trocken und die Temperaturen schaffen es selten über 25°C.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Es ist und bleibt ruhig – die Flugzahlen sind auf niedrigem Niveau. Weitere Maßnahmen sind entsprechend nicht erforderlich. Wie üblich können die Fangzahlen unter www.monitoring.vitimeteo.de abgerufen werden.

Pilzkrankheiten

Peronospora

Unsere diesjährige „Leitkrankheit“ Peronospora hält uns weiter fest im Griff. Durch die anhaltend günstige Witterung kommen fast durchgängig neue Infektionen dazu, die einen längeren Spritzabstand unmöglich machen. Zum lückenlosen Schutz muss weiterhin annährend wöchentlich gefahren werden (max. 7-10 Tage). Dies liegt zum einen an den erwähnten neuen Infektionen, als auch an den vielen alten Ölflecken im Bestand. Manche kurativen Wirkstoffgruppen kommen aufgrund der vielen Anwendungen an ihre Einsatzgrenzen, konsequenter Wirkstoffgruppenwechsel ist aber zwingend einzuhalten. Hier bitte Vorsicht walten lassen, um das Resistenzrisiko nicht massiv zu erhöhen. Für die aktuell anstehende Behandlung wird auch aufgrund der angespannten Mittelsituation, aber auch aufgrund der weitestgehend stabilen Laubwand der Einsatz eines Kontaktmittels wie z.B. Folpan 80 WDG (1,6 kg/ha), Delan WG (0,8 kg/ha), Videryo F (2,5 l/ha) oder Restmengen von Polyram WG (3,2 kg/ha) empfohlen.
Bei ausreichend „Spielraum“ in der Antiresistenztabelle kann unmittelbar nach Niederschlägen (24 – 28 h) alternativ erneut ein kuratives Mittel eingesetzt werden. Da eine Vielzahl von Produkten jedoch bereits eingesetzt wurde, wird keine direkte Mittelempfehlung ausgesprochen, nochmals der dringende Hinweis, die Vorgaben des Antiresistenzmanagements zu beachten, d.h. keine Mittel mit dem gleichen Buchstaben/der gleichen Farbe im Block zweimal hintereinander einsetzen.

Oidium

Im gleichen Maß wie der Oidiumindex im Prognosemodell Vitimeteo sinkt, steigt die Widerstandskraft der Beeren durch die Bildung der Wachsschicht. Es sind somit nur noch Infektionen über das Stielgerüst möglich. Zum Einsatz kommt im Rahmen des Antiresistenzmanagements ein Mittel wie z.B. Collis (0,64 l/ha, Wirkstoffgruppe A/L – kein Einsatz der Botrytizide Gruppe L gleichzeitig möglich!), Kusabi (0,3 l/ha, Wirkstoffgruppe K) oder Talendo (0,375 l/ha, Wirkstoffgruppe J) – Auch hier der dringende Hinweis, keine Mittel mit dem gleichen Buchstaben/Farbe zweimal hintereinander einzusetzen.

Botrytis

Noch ist nicht überall Traubenschluss durchgängig erreicht, so dass noch die Möglichkeit besteht, ein Spezialbotrytizid wie z.B. Switch (0,96 kg/ha, Wirkstoffgruppe M/N), Kenja (1,5 l/ha, Wirkstoffgruppe L), Cantus (1,2 kg/ha, Wirkstoffgruppe L) oder Prolectus (1,2 kg/ha, Wirkstoffgruppe O) einzusetzen. Die beste Wirkung wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung ist die Aufwandmenge Basis x 2 zu verwenden. Die angegebenen Mengen sind auf Basis x 4 berechnet.
In einer gemeinsamen Dienstbesprechung wurde für die diesjährige Abschlussbehandlung der Monatswechsel Juli/August (spätestens 3. August) festgelegt. Die noch ausstehenden Behandlungen sind an diesem Termin auszurichten.

Weinbauliche Hinweise

Es wiederholt sich: Gipfeln wo noch nicht geschehen, da sonst die Triebspitzen umfallen und Laubwandverdichtungen verursachen. Auch das Gassen- und Unterstockmanagement muss weitergeführt werden, d.h. Mulcher und/oder Walze nicht ganz so weit wegstellen und in trockenen Phasen zum Einsatz bringen. Empfohlen wird das alternierende Mulchen, das spart Zeit, da nur jede zweite Gasse gemulcht wird, erhöht aber die Biodiversität und Artenvielfalt in den Anlagen deutlich. Dazu gibt es blühende Einheiten, die das Auge erfreuen, also in Summe eine Win-Win-Situation.

Entblätterungen sowohl händisch als auch maschinell können/sollten weitergeführt werden, die phytosanitären Vorteile überwiegen deutlich im Vergleich zu einer Nichtentblätterung aus Kostenspargründen. 

Sonstige Hinweise

Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 28.

 

Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen

 

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