Entwicklungsstand
Das befürchtete ist leider eingetreten. Alles Hoffen und Bangen wurde leider am Morgen des 23.04.2024 nicht erhört und hat bei Temperaturen von -1 bis -4 °C zu erheblichen Frostschäden im Ortenaukreis geführt. Nach erster Einschätzung handelte es sich bei dem Frostereignis anders als 2017 um einen Strahlungsfrost und somit bodennahes Ereignis, welches den Frost auch abfließen ließ. Daher sind im Ortenaukreis die Schäden an den tiefliegenden Anlagen enorm und werden mit steigender Höhe geringer. Gerade in diesen Lagen war eine gewisse Taubildung vorhanden, welche den Schaden nochmals erhöhte und binnen ein bis zwei Stunden nach dem Ereignis den Schaden sichtbar werden ließ. Wo die Reben trockener waren, wird das volle Schadausmaß erst noch sichtbar werden. Laut Wetterprognose endet mit der vergangenen Nacht erst einmal die kalten Nächte und wir erwarten zum Wochenende wieder tagsüber bis zu 20 °C und auch zweistellige Nachttemperaturen.
Rebschutz
Oidium
In Anlagen mit 100 % Frostschaden kann der Pflanzenschutz nun natürlich ausbleiben. In den meisten Lagen gilt es aber nun eine Belagserneuerung trotz des nun wohl folgenden Wachstumsstillstandes durchzuführen. Wenn die Witterung stabil bleibt, kann diese Behandlung bis spätestens Anfang nächster Woche gezogen werden, falls nicht rate ich zu einer Behandlung zum Wochenende hin mit einem Netzschwefelprodukt. Der Aufwand darf mit dem dafür zugelassenen Produkt bei 5-6 kg/ha liegen. Da durch den stagnierenden Wuchs etliche Anlagen eine hohe Zahl an Pockenmilben aufweisen, werden diese bei dieser Behandlung miterfasst.
Pero
Durch die Zugabe von Delan WG (0,2 kg/ha) oder Folpan 80 WDG (0,4 kg/ha) wird der Schutz gegen mögliche Infektionen erneuert.
Bisher war eine Primärinfektion der Witterung geschuldet nicht möglich. Bei steigenden Temperaturen in Verbindung mit ergiebigem
Niederschlag muss aber damit gerechnet werden.
Ich empfehle direkt nach dem Frost auf die Mittel Phosphonate oder Blattdünger, welche in die Pflanzen eindringen, zu
verzichten.
Die Mittelmenge errechnet sich aus dem Basisaufwand x1.
Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in den Beipackzetteln der eigesetzten Pflanzenschutzmittel und achten Sie
insbesondere auf die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. Nutzen Sie bitte abdriftmindernde Applikationstechnik und achten Sie
auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Frost
Bitte in frostgeschädigten Anlagen nun in keinen falschen Aktionismus verfallen. Entfernen Sie die geschädigten Triebe nicht.
Die Triebe, Blätter oder Gescheine, welche zerstört wurden, fallen von alleine ab.
In einigen tiefen Anlagen war die Kaltluft so hoch, dass auch jegliche Frostruten und auch Minimalschnittanlagen bis auf den letzten Trieb
erfroren sind. Dort wo, an den Frostruten UND an der Frostrute noch Triebe vorhanden sind, kann die Frostrute auf die Fruchtrute
aufgebunden werden, um den Ertrag zu stabilisieren. Mögliche Verdichtungen können zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst
werden.
Wo noch nicht geschehen, kann die Düngung von stark geschädigten Anlagen ausbleiben.
Es heißt nun erst einmal abwarten, der Pflanze Zeit geben und sehen, was passiert, so schwer das auch manchmal fällt.
Sonstiges
Material zum Abdecken
Falls jemand noch Material zum Abdecken der Böden bspw. nach der Pflanzung benötigt, kann er sich gerne bei mir melden. Ich vermittle einen Kontakt.
Polyram WG
Durch den Widerruf der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln mit dem Wirkstoff Metiram besteht eine Aufbrauchfrist bis zum 28.11.2024.
Die nächste Weinbauinfo erscheint voraussichtlich und nach Vegetation in den nächsten 14 Tagen.
Sie erreichen mich auch per Mobile Messenger Signal und können mir auf schnellem Wege Nachrichten oder Fotos zukommen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
Gez. Johannes Werner
Weinbauberater
Landratsamt Ortenaukreis – Amt für Landwirtschaft
Prinz-Eugenstr. 2
77654 Offenburg
Tel.: 0781 805-7206
Fax.: 0781 805-7200
Handy: 0175 2623256
E-Mail: Johannes.Werner@Ortenaukreis.de