Allgemeiner Entwicklungsstand
Die Temperaturen haben sich in dieser Woche zwar leicht erhöht, geblieben ist aber der permanente auskühlende
Wind, der die Rebenentwicklung weiterhin bremst. Mit den höheren Temperaturen und vor allem mehr Sonne steht mehr Energie zur
Verfügung und diese sollte sich positiv auf das Wachstum auswirken. Die meisten Anlagen haben 7-8 Blätter entwickelt, damit
liegen wir hinter dem langjährigen Mittel und auch hinter 2022. 2022 hatten wir zum jetzigen Zeitpunkt bereits Blühbeginn, dies
wird 2023 sicherlich noch etwas dauern.
Die Wetterprognose meldet über Pfingsten ruhiges, sonniges Wetter ohne Niederschlag, aber nur Temperaturen bis 23°C. Zum ersten
Juniwochenende soll dann die Niederschlagswahrscheinlichkeit wieder ansteigen. Bleiben wird zudem der kühle Wind.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Flug der ersten Generation des Traubenwicklers läuft und es werden auf niedrigem Niveau Falter in den Kontrollfallen gefangen.
Die genauen Fangzahlen können unter https://monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.
Die örtlichen Rebschutzwarte geben ebenfalls gerne Auskunft über die aktuelle Lage.
Pockenmilbe
Vereinzelt wurde Befall durch Pockenmilbe gemeldet, die laufenden Pflanzenschutzmaßnahmen mit Netzschwefel werden die weitere
Ausbreitung zumindest stark hemmen. Bei stärkerem Befall der basalen Blätter können diese bei den anstehenden Heft- und
Ausbrecharbeiten entfernt werden.
Pilzkrankheiten
Peronospora
Ölfleckenmeldungen nehmen täglich zu, alle ausgehend von den Infektionen ab 8. Mai und den folgenden feucht-nassen Tagen mit
langer Blattnässe. In höheren, schneller abtrocknenden, windoffenen Lagen sind kaum Ölflecken zu finden, dafür aber in
den flachen, schattigen Lagen umso mehr, je nach bisheriger Pflanzenschutzterminierung.
Häufig sind die Ölflecke an den Blatträndern an Stockausschlägen und den unteren Blättern zu finden, so dass sie
den Infektionsdruck in der Traubenzone auf die Gescheine aufrechterhalten. Hier ist Vorsicht geboten, vor allem da derzeit die Gescheine
noch nicht ausreichend geschützt sind!
Das Wetter spielt uns aktuell in die Karten und so ist je nach vorheriger Pflanzenschutzterminierung folgende Strategie möglich:
Wo der Spritzabstand zum Wochenende bei max. 8 Tagen liegt, kann der Pflanzenschutz über Pfingsten gezogen werden. Hier ist dringend
die Wetterprognose zu beachten!
Wo der Spritzabstand zum Wochenende über 8 Tagen liegt, sollte eine Belagserneuerung vor dem langen Pfingstwochenende
durchgeführt werden.
Zum Einsatz kommt ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan WG (0,4 kg/ha), Folpan 80 WDG (0,8 kg/ha) oder wenn die stark einschränkenden
Anwendungsbestimmungen berücksichtigt werden können Polyram WG (1,6 kg/ha).
Der Zusatz eines phosphonathaltigen Mittel wie z.B. Veriphos (3,0 l/ha) oder Frutogard (3,0 l/ha) zur Wirkungsabsicherung und dem Schutz
des Neuzuwachses ist empfehlenswert.
Alternativ kann auch Profiler (1,5 kg/ha, Mischreihenfolge beachten!) oder Delan Pro (2,4 l/ha) eingesetzt werden.
Bei Vorliegen von Tau in den tieferen Lagen kann der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels wie z.B. Melody Combi (1,1 kg/ha) oder Orvego
(0,8 l/ha) die bessere Wahl sein. Gleiches gilt falls zum Wochenende neue Niederschläge fallen (Einsatzzeitraum 24 – 48 Std nach
Regen).
Oidium
Gegen Oidium kann weiterhin mit Netzschwefel (3,6 – 6 kg/ha je nach Produkt) behandelt werden, da die aktuelle Wetterlage mit dem
kühlen Wind wenig Infektionsdruck bringt. Dazu kommen aktuell kurze Spritzabstände von 8 – 10 Tagen. In Anlagen mit mehr-
oder letztjährigem Befall (Sanierungsanlagen) sowie bei anfälligen Sorten sollte im Vorblütebereich auf ein organisches
Mehltaumittel gewechselt werden.
Der Mittelaufwand errechnet sich aus dem Basisaufwand x 2.
Beachten Sie die Grundsätze der guten fachlichen Praxis, Vorkehrungen zum Gesundheitsschutz und der persönlichen
Schutzausrüstung der jeweiligen Mittel.
Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Die Ausbrech- und Heftarbeiten gehen weiter, hier sollte in den kommenden Tagen noch einiges aufwachsen bzw. nachwachsen was bisher
durch kühle Temperaturen und Wind gehemmt war. Hier gilt es am Ball zu bleiben.
Zügig entfernt werden sollten vor allem bodennahe Stockaustriebe (Stockausschläge) die ansonsten den Infektionsdruck durch Pero
im Bestand hochhalten.
Weiterhin öffnet sich durch die abtrocknenden Böden ein gutes Arbeitsfenster für die mechanische Unterstockbodenbearbeitung,
welche aufgrund schlechter Befahrbarkeit teilweise zurückgestellt werden musste.
Zur Förderung und dem Erhalt der Artenvielfalt und der Biodiversität bietet sich das alternierende Mulchen (mulchen jeder zweiten
Gasse) oder noch besser das Walzen an.
Sonstige Hinweise
31.05.2023 um 18:00 Uhr
Rebbegehung BWK Breisgau/Kaiserstuhl Treffpunkt Wasserstation Kenzingen
Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 22.
Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen