Nach örtlich massiven Schäden durch den Engerling des Junikäfers im Jahr 2020 im Südschwarzwald wurde im Herbst bereits mit der Wiederherstellung der Grünlandflächen begonnen. Teilweise war die Nachsaat erfolgreich und die Engerlinge wurden bei der Bodenbearbeitung mit der Kreiselegge oder ähnlichen Geräten abgetötet. An manchen Standorten wurden die jungen Keimlinge der Nachsaat erneut von den Engerlingen gefressen. So entstanden auf diesen Flächen und auf jenen, die im Herbst nicht mehr nachgesät werden konnten, im Frühjahr 2021 erhebliche Lücken, die oftmals durch Unkräuter wie beispielsweise Vogelmiere, Hirtentäschelkraut und ähnliche besetzt wurden. Einige Landwirte/Landwirtinnen entschieden sich auf diese Flächen für eine Nachsaat im Frühjahr.
Augrund der Schäden wurde ein Projekt zu Aufarbeitung der Schäden und zur Entwicklung von Gegenmaßnahmen vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) initiert. Durch den Junikäfer geschädigte Flächen konnten bis zum 30.04.2021 an die Unteren Landwirtschaftsbehörden gemeldet werden. Derzeit werden die Meldungen geprüft.
An mehreren Standorten im Südschwarzwald werden Versuche durchgeführt. In den vergangenen Tagen wurden bereits die ersten Parezellen angelegt. Hierbei werden neben der Wiederherstellung mit Kreiselegge in Kombination mit einer Neuansaat auch biologische Bekämpfungsmaßnahmen geprüft, u. a. ein Pilzpräparat. Der Pilz Beauveria bassiana befällt die Engerlinge und tötet diese ab. Das Produkt ist in Deutschland noch nicht zugelassen, kann aber im Rahmen von Versuchen zum Einsatz kommen. Mithilfe der aus den Versuchen gewonnenen Erkenntnisse soll eine Zulassung in Deutschland vorangebracht und Empfehlungen für den Umgang mit dem Schädling abgeleitet werden.
Bei der Ausbringung des Pilzpräparates mithilfe eines Cultangerätes, wird der Pilz direkt in den Boden gespritzt, wo er vor Austrocknung und UV-Strahlung geschützt ist und die Engerlinge schnell befallen kann. Die Grasnarbe bleibt dabei erhalten. Dies ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn die Grasnarbe noch intakt ist, jedoch ein erheblicher Befall an Engerlingen im Boden vorherrscht.
An den Versuchen wurden Fallen zum Fang ausfliegender Käfer aufgestellt. Damit wird der Flug und das Aufkommen der Tiere im Jahr 2021 erfasst, um die lückenhaften Daten zum Auftreten und verhalten des Junikäfers zu ergänzen und entsprechende Empfehlungen für die Grünlandbewirtschaftung 2022 ableiten zu können.
Derzeit werden bei Grabungen hauptsächlich Engerlinge im Larvenstadium 3 gefunden. Die Tiere werden sich in den kommenden Tagen verpuppen, um dann im Juni als Käfer auszufliegen. Als Puppe und Käfer richten sie keinen Fraßschaden an. Sind also ausschließlich Larven im Stadium L3 am Standort vorhanden, ist im Jahr 2021 kein nennenswerter Schaden zu erwarten. Nach dem Flug legen die Weibchen ihre Eier bevorzugt in lückige Bestände mit niedrigem Aufwuchs. Demnach sollten Landwirte darauf achten, zum Zeitpunkt des Flugs einen hohen Aufwuchs auf potenziell gefährdeten Flächen zu haben. Aus den Eiern schlüpfen Larven der L1, welche sich dann im Spätsommer zu Larven der L2 häuten. Ab diesem Stadium beginnen die Engerlinge Schäden an der Pflanzenwurzel zu erzeugen. Bei kühleren Temperaturen im Herbst/Winter reduzieren die L2 ihre Aktivität und wandern in tiefere Schichten. Im Frühjahr werden die Larven wieder aktiver, fressen intensiv an den Wurzeln und richten in dieser Phase die größten Schäden an.
Landwirte/Landwirtinnen sind aufgerufen ihre Flächen genau im Blick zu behalten und bei Verdacht Grabungen durchzuführen. Funde von Engerlingen und Käfern sollten an das LTZ gesendet (Engerlinge mit Erde, Käfer mit etwas Blattmaterial) oder per E-Mail an pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de gemeldet werden.
Ein Bericht von Matthias Inthachot (LTZ), Sebastian Fricker (MLR), Jonas Weber (LAZBW)