Allgemeiner Entwicklungsstand
Durch die Niederschläge zum Monatswechsel (Station Herbolzheim ca. 30 mm, Station Königschaffhausen ca. 25 mm,
Station Malterdingen ca. 30 mm) hat sich der Wasserstress entspannt. Dazu haben Bedeckung und moderatere Temperaturen die Verdunstungsrate
abgesenkt. Für eine nachhaltige Wasserversorgung waren die Niederschläge leider nicht ausreichend - im langjährigen Mittel
befinden wir uns immer noch weit im Defizit – aber zumindest ist die Reifeentwicklung und das Trauben-/Beerenwachstum abgesichert.
Die seit langem auffälligen kompakten Trauben gepaart mit hohen Erträgen können je nach Witterungsverlauf zu
Fäulnisproblemen führen. Die Trauben sind dicht gepackt, teilweise sind mehrere Beerenschichten übereinander vorzufinden,
was das Fäulnispotential massiv erhöht. Dazu kommen anhaltend Meldungen von Oidiumbefall. Abhilfe können hier weiterhin, wie
bereits mehrfach und umfänglich kommuniziert, nur ertragsregulierende Maßnahmen schaffen.
Die Wetterprognose meldet für die kommenden Tage weiterhin kühles, unbeständiges Wetter mit starken Windböen und
Regenschauern. Erst ab Mitte nächster Woche kommt der Sommer zurück und bleibt voraussichtlich länger.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Die Fangzahlen sind weiterhin auf einem dermaßen niedrigen Niveau wie selten. Selbst altgediente Rebschutzwarte staunen dieses
Jahr, dass sich fast nichts fangen lässt. Eine Bekämpfung anhand dieser niedrigen Ausgangspopulation ist fachlich nicht sinnvoll
und sollte deshalb nicht pauschal durchgeführt werden.
Die aktuellen Fangzahlen können unter https://monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.
Pilzkrankheiten
Peronospora
Die neuerlichen Niederschläge können zu neuen kosmetischen Flecken im Gipfellaub führen, diese sind aber unproblematisch
und werden mit dem nächsten Laubschnitt auf den Boden fallen. Eine Ertragsgefahr besteht dadurch nicht mehr, da die stehende Laubwand
und vor allem die Trauben ausreichend geschützt sind.
Oidium
Die regulären Pflanzenschutzmaßnahmen 2023 sind abgeschlossen, die Befallsmeldungen durch Oidium an Trauben bzw. Beeren
reißen aber leider nicht ab. Die Gründe für das Auftreten sind vielfältig und bedürfen einer genauen Analyse.
Erneut hierzu die dringende Bitte die Bestände sehr sorgfältig zu prüfen und bei Auftreten/Auffinden unmittelbar mit einer
Stoppbehandlung mit Backpulverpräparaten zu reagieren. Auch vor den Hintergrund eines möglichen Fäulnisszenarios zur Ernte
sind weitere Trauben-/Beerenschäden durch Oidium dringend zu vermeiden bzw. die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Zum Einsatz bei einer Stoppbehandlung kommt eines der Backpulverpräparate Kumar (5,0 kg/ha) oder Vitisan (6 - 8 kg/ha) + Wetcit 200 ml
als Netzmittel pro 100 l fertige Spritzbrühe, oder falls dies nicht mehr erhältlich ist, z. B. Cocana oder ProFital Fluid nach
Herstellerangaben. Achtung! Die Hydrogencarbonate sollten mit nicht zu geringem Brühaufwand (100 l Wasser auf ein Kilo Produkt), nicht
bei zu hoher Strahlung, Temperatur, bei gestressten Anlagen, besonders von Trockenheit, eingesetzt werden. Das „Traubenwaschen“
bedingt eine gute Applikationsqualität d. h. es ist mit viel Wasser zu behandeln und es sollte unbedingt jede Gasse befahren
werden.
Bedenken Sie auch das Backpulver wenig regenstabil ist.
Beachten Sie die Grundsätze der guten fachlichen Praxis, Vorkehrungen zum Gesundheitsschutz und der persönlichen
Schutzausrüstung der jeweiligen Mittel.
Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Entblätterungen können derzeit sehr gut weitergeführt werden, da aufgrund der moderaten Temperaturen keine akute
Sonnenbrandgefahr besteht. Wichtig ist dies vor allem in den von Oidium befallenen Anlagen um Luft zur Durchlüftung zu schaffen.
Nochmals erneut der Appell Anlagen mit hohem (und vor allem zu hohem!) Ertragspotential zu entlasten, die Traubenzahl ist in vielen Anlagen
immer noch zu hoch und durch die bessere Wasserverfügbarkeit werden die Beeren noch größer und die Traubengewichte steigen.
Die hohen Erträge und die Kompaktheit der Trauben lassen für ein „fäulnisfreundliches“ Wetter Schlimmes
erwarten.
Zur Ertragsregulierung ist damit alles gesagt, jeder sieht den reichlichen Behang in den allermeisten Anlagen, die Zielmengen der
Vermarktungsbetriebe sind veröffentlicht und bekannt. Ob und wieviel umgesetzt wird, liegt in der Eigenverantwortung der Betriebe und
die Kostensituation ist eine offen im Raum stehende Frage.
Sonstige Hinweise
Im ganzen Grenzgebiet zur Schweiz einschließlich Bodenseeraum wird nochmalig darum gebeten, erhöhte Wachsamkeit im gesamten
natürlichen Umfeld zu halten, da in Kloten eine kleine Population des Japankäfers aufgetaucht ist. Die in den beigelegten Infos
der Schweiz aufgeführten Maßnahmen zeigen die Dringlichkeit unser aller Aufmerksamkeit.
Im Anhang sind zudem die Empfehlungen
zur KEF (Kirschessigfliege) im Weinbau zu finden. Hier ist es aktuell noch ruhig und das Fallenmonitoring des WBI läuft. Sollte
sich Zuflug und Schadenspotential ergeben wird über diesen Verteiler informiert.
Die nächste Weinbauinfo folgt situationsbezogen im weiteren Vegetationsverlauf
Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen
Präsentation
Einordnung des Ausbruchs des Japankäfers in Kloten
Präsentation
des Japankäferfundes in Kloten