Weinbauinfo Nr. 6/2023

Allgemeiner Entwicklungsstand

Baden-Württemberg ist bisher im Mai das sonnenärmste Bundesland, das soll sich aber bald ändern. Noch sind die Nächte kühl und das Wachstum der Reben entsprechend gebremst, aber bereits zum Feiertag und zum anschließenden Wochenende soll es wärmer und sonniger werden. Desweitern meldet die Wetterprognose stabiles Wetter mit weniger Niederschlag aber Gewitterneigung. Derzeit befinden wir uns zwischen 4 und 6-Blatt-Stadium, frühe Lagen und Sorten auch etwas darüber. Mit Zunahme des Energieangebots in Form von mehr Sonne wird sich das Rebenwachstum in den kommenden Tagen wahrscheinlich beschleunigen. Die gefallenen Niederschläge haben die Bodenwasservorräte aufgefüllt. Möglicherweise wird der nasse und kühle Mai noch Gold wert sein, je nach weiterem Wetterverlauf.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Derzeit läuft der Flug des Traubenwicklers auf niedrigem Niveau ruhig. Die aktuellen Fangzahlen können unter https://monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.
Alternativ können sie beim örtlichen Rebschutzwart erfragt werden.

Pilzkrankheiten

Peronospora

Die zurückliegend häufigen Niederschläge haben Peroinfektionen ausgelöst. Bedingt durch die kühlen Nächte sind die Inkubationszeiten recht lang. Bisher sind bis auf eine Ölfleckenmeldung an einem Bodentrieb keine Schadensmeldungen eingegangen. 
Die eingeschlagene Strategie kann somit weitergeführt werden, d. h. diese Woche zum Wochenende hin steht die nächste Pflanzenschutzmaßnahme an. Zum Einsatz kommt ein Kontaktfungizid wie z. B. Folpan 80 WDG (0,6 kg/ha), Delan WG (0,3 kg/ha) oder wenn die stark einschränkenden Anwendungsbestimmungen berücksichtigt werden können Polyram WG (1,2 kg/ha). Der Zusatz eines phosphonathaltigen Mittel wie z.B. Veriphos (1,5 l/ha) oder Frutogard (2,25 l/ha) zur Wirkungsabsicherung und dem Schutz des Neuzuwachses ist empfehlenswert.
Alternativ kann auch Delan Pro (1,8 l/ha, Phosphonat bereits enthalten) eingesetzt werden.

Oidium

Gegen Oidium kommt Netzschwefel (3,6 – 6,0 kg/ha je nach Produkt) zum Einsatz.
Der Mittelaufwand errechnet sich aus dem Basisaufwand x 1,5; die Wasseraufwandmenge beträgt 600 l/ha.
Beachten Sie die Grundsätze der guten fachlichen Praxis, Vorkehrungen zum Gesundheitsschutz und der persönlichen Schutzausrüstung der jeweiligen Mittel.

Weinbauliche Hinweise

Mit den bereits im vorherigen Weinbauinfo angesprochenen Ausbrech- und Pflegemaßnahmen laufen die weinbaulichen Arbeiten auf Hochtouren. Jetzt sollten die qualitativen Weichen gestellt werden, indem überzählige und schwachwachsende Triebe entfernt werden. Wie wichtig die Entfernung von Stockausschlägen für die Peronospora Prävention ist, zeigt die erste Ölfleckenmeldung dieses Jahres an einem Bodentrieb. Über die Möglichkeiten zur Entfernung der Stockaustriebe wurde im vorherigen Weinbauinfo informiert, dies sei entsprechend nochmals zur Lektüre empfohlen.

Die mechanische Unterstockpflege gestaltet sich aufgrund der nassen Böden derzeit sehr schwierig. Eine bekannte Tatsache, die in feuchten Jahren und Situationen immer wieder vorkommt. Hier sind Grenzen des Systems gesetzt, die leider nicht zufriedenstellend abgearbeitet werden können. Mit abnehmender Bodennässe und besserer Befahrbarkeit können ggf. schwierige Lagen und Flächen nachgearbeitet werden bzw. werden weitere Überfahrten nötig.

Begrünungen sollten besser gewalzt als gemulcht werden, dadurch bleibt die Artenvielfalt und somit die Biodiversität am besten erhalten, die Pflanzen werden nicht gänzlich zerstört und können erneut auswachsen.

 

Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 21.

Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen

 

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