Weinbauinfo Nr. 13 vom 30.06.2022

Allgemeiner Entwicklungsstand

Die Niederschläge der vergangenen Tage zwischen 35 mm und 60 mm haben für die dringend benötigte Entspannung gesorgt. Damit sind sowohl die Trockenstresssymptome gemildert als auch die Erträge ein Stück weit abgesichert worden. Leider wurde mit dem Niederschlag im Bereich Bahlingen sowie angrenzenden Gemarkungen auch Hagel gemeldet, welcher aber nur leichte Schäden hinterlassen hat. Insgesamt stehen die Reben im Beratungsgebiet hervorragend, es ist durchgängig das Entwicklungsstadium Traubenschluß erreicht und es kann ähnlich wie 2018 und 2020 mit einem frühen Lesebeginn gerechnet werden. Entsprechend wurde der Termin zur diesjährigen Abschlussbehandlung auf den 23. Juli terminiert.
Die Wetterprognose meldet weiterhin sommerlich und warm mit Gewitterpotential. Auch in der kommenden Woche soll es freundlich und warm weitergehen.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers läuft. Die Fangzahlen sind meist niedrig aber halten ein konstantes Niveau, so dass die wöchentliche „Fangsumme“ hoch ist. Es wurde noch kein Flughöhepunkt erreicht, aber aufgrund der angesprochenen Situation ist eine korrekte Einschätzung extrem schwierig. Um diese indifferente Lage abzudecken wird der Einsatz eines Insektizids wie z.B. Coragen, Steward oder eines der BT-Präparate bei der nächsten Pflanzenschutzmaßnahme empfohlen.
Die aktuellen Fangzahlen ihrer Gemarkung finden sie wie gewohnt beim Rebschutzwart bzw. unter www.monitoring.vitimeteo.de.
Die Lage in den verwirrten Gebieten ist sehr ruhig und es wird aufgrund der beschriebenen Situation dringend geraten sich für die Zukunft mit dem Einsatz vom Pheromonen zu beschäftigen. Gerade der bekreuzte Traubenwickler mit seinem verzettelten Flug wird mit der Verwirrmethode sehr gut abgedeckt.

Pilzkrankheiten

Peronospora

Nach den Niederschlägen sind Infektionen durch Peronospora nicht ausgeschlossen. Da die meisten Laubwände gegipfelt sind und ein hervorragender Gesundheitszustand vorliegt, dürfte aber nicht allzu viel passiert sein. Bisher liegen keine Ölfleckenmeldungen vor. Die eingeschlagene Kontaktstrategie kann somit fortgeführt werden. Zum Einsatz kommt z.B. Folpan 80 WDG (1,6 kg/ha; Wartezeit 35 Tage; Tafeltraubenzulassung), Folpan SC (2,4 l/ha; WZ 35 Tage) oder Delan WG (0,8 kg/ha; WZ 49 Tage) aus. Bei Behandlung unmittelbar nach ergiebigen Niederschlägen bringt ein kuratives Peromittel mehr Wirkungssicherheit, insbesondere bei eventuell festgestelltem Perobefall. Mittel mit 56 Tagen Wartezeit (Polyram WG und alle Schwefelprodukte) werden nicht mehr empfohlen.

Oidium

Durch die unterschiedlichen Tag-/Nachttemperaturen und daraus resultierendem Tau sowie der höheren Luftfeuchte nach den Niederschlägen bleibt die Oidiumgefahr hoch. Das bestätigen erste Oidiummeldungen aus Vorjahres Befallsanlagen in Waldrandnähe.
Um die Jahresziele nicht zu riskieren müssen wir weiterhin am Ball bleiben. Zum Einsatz gegen Oidium kommt z.B. Vivando (0,32 l/ha; WZ 28 Tage), Kusabi (0,3 l/ha; WZ 28 Tage) oder Dynali (0,8 l/ha; WZ 21 Tage).
Grundsätzlich sind Spritzabstände von 10 – 12 Tagen anzustreben.
Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten!
Der Mittelaufwand errechnet sich aus dem Basisaufwand x 4; die Wasseraufwandmenge beträgt 800 l/ha.
Beachten Sie die Grundsätze der guten fachlichen Praxis, Vorkehrungen zum Gesundheitsschutz und der persönlichen Schutzausrüstung der jeweiligen Mittel.

Weinbauliche Hinweise

Immer noch können traubentragende Doppel- und Kümmertriebe festgestellt werden. Gerade in den frisch entblätterten Anlagen können diese sehr genau lokalisiert und leicht entfernt werden.
Weiterhin „vertragen“ einige Anlagen noch Ertragskorrekturen, welche nun auch durchgeführt werden sollten. 
Entblätterungsmaßnahmen können an den nicht so ganz heißen Tagen fortgeführt werden, auch anstehende Gipfel- und Heftarbeiten sind fortzusetzen.
Trotz der etwas entspannten Bodenwasserversorgung sollte weiterhin möglichst schonend gearbeitet werden.
Junganlagen müssen ggf. weiter bewässert werden, hier ist noch nicht überall Entwarnung angesagt.

Sonstige Hinweise

Denken Sie an die Weitergabe/Abgabe ihrer Pfropfrebenrechnung für die schnelle und effiziente Abwicklung der Flächenkontrolle im Rahmen der Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen. Aus aktuellem Anlass sei auch nochmals auf die Sanktionsregelung in der Umstrukturierungmaßnahme hingewiesen.

Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 27.

Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen

 

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