Weinbauinfo Nr. 9
Entwicklungsstand
Die Niederschläge am vergangenen Wochenende waren sehr ergiebig und brachten zwischen 42 mm (Sasbachwalden) bis 56
mm (Durbach) Niederschlag. Die aktuellen Temperaturen und das vorhandene Wasser bringen das Rebwachstum nun sprunghaft voran. Die 400
cm² Zuwachs innerhalb einer Woche wird nun wieder erreicht. Das Stadium „abgehende Blüte“ haben auch die späten
Lagen nun hinter sich gelassen. Das Beerenwachstum geht zügig voran, sodass wir in sehr frühen Lagen schon Erbsengröße
erkennen können. Aufgrund der aktuellen Situation mit teils ungeschützten Beeren, starkem Wachstum, hohen Niederschlagswerten des
vergangenen Wochenendes und der nun vorhandenen dampfigen Phase sollte der Abstand zur letzten Behandlung nur etwa 8-10 Tage sein (Bekannte
Mehltaulagen eher 8 Tage). Die Wetterprognose gibt nun den Sommer frei und lässt zum Wochenende die Temperaturen über die
30°C Marke klettern. Niederschläge sind nur in Form von Hitzegewittern angesagt, diese sind bekanntlich kaum
abschätzbar.
Rebschutz
Die Meldungen von Ölflecken nehmen nun zu, noch sieht es aber sehr gut aus. Die Niederschläge vom vergangenen Wochenende haben
bestimmt Infektionen ausgelöst, diese werden zum Wochenende sichtbar werden. Ich habe selbst noch keinen Mehltauausbruch gefunden und
auch keine Meldung darüber erhalten, falls Sie etwas finden wäre ich für eine Nachricht sehr dankbar.
Oidium
Nachdem bei der letzten Behandlung mit großer Wahrscheinlichkeit ein Mittel aus der L-Gruppe eingesetzt wurde, gilt es wieder einen
Wirkstoffgruppenwechsel durchzuführen. Es ist nochmals ein gutes Mittel wie z.B. Talendo (0,35 l/ha, Wirkstoffgruppe J), Dy-nali (0,7
l/ha, Wirkstoffgruppe R/G), Belanty (1,55 l/ha bei 1,8 m Gassenbreite und 1,4 m Laubwandhöhe, ansonsten 1 l/10.000 m² LWF) oder
erstmals und einmalig Vivando (0,28 l/ha, Wirkstoffgruppe K) einzusetzen. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel
3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell
fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine
Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.
Wer eine Zweistoffspritze hat, kann diese ab jetzt bei jeder Behandlung mit einem Back-pulverpräparat mitlaufen lassen. Mit dieser
Variante kann auch getrost auf eine Botrytisbehandlung verzichtet werden.
Pero
Die Situation ist weitestgehend ruhig, auch wenn sich die Zahl der Ölflecke nun mehrt. Von einem Traubenbefall ist mir noch nichts
bekannt. Auch die angesagte Wetterprog-nose löst in mir keine Panik aus. Zum Einsatz kommt ein Kontaktmittel wie z.B. Enervin SC (2,1
l/ha; max. 2 Anwendungen, keine Blockbehandlungen, zusätzlich Folpan oder Delan), Folpan 80 WDG (1,4 kg/ha) oder Delan WG (0,7
kg/ha).
Es ist im Rahmen des Antiresistenzmanagements unbedingt auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten, d.h. Mittel mit dem gleichen
Buchstaben bzw. der gleichen Farbe nicht direkt hintereinander einsetzen. Es ist auch auf die maximal möglichen Anwendungen zu
achten!
Die Mittelmenge errechnet sich aus dem Basisaufwand x 3,5.
Traubenwickler
Noch gibt es keine Auffälligkeiten. Wo noch nicht geschehen, sollten die Fallen neu bestückt werden. Die aktuellen Fangzahlen
können unter https://monitoring.vitimeteo.de eingesehen werden.
Besonders im Breisgau ist ein vermehrtes Aufkommen des Springwurmwicklers zu beobachten. Wir werden dies beobachten, die Schadschwelle aus
der Literatur ist hier sehr hoch und eine Bekämpfung sehr schwer.
Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in den Beipackzetteln der eigesetzten Pflanzenschutzmittel und achten Sie
insbesondere auf die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. Nutzen Sie bitte abdriftmindernde Applikationstechnik und achten Sie
auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Die aktuell laufenden weinbaulichen Arbeiten sind analog zur letzten Weinbauinfo. Unterstock- und Heftarbeiten laufen. Der erste
Gipfeltermin steht unmittelbar bevor oder läuft schon, daher wird ein zusätzlicher Einsatz von Phosphonat auch nicht mehr
empfohlen. Bei frühen Entblätterungen überwiegen die Vorteile einer besseren Abhärtung und damit Sonnenbrandschutz,
dafür ist die spätere Entblätterung weniger ertragssensibel.
Wo die Behandlung mit einem Botrytizid geplant ist, sollten jetzt die Planungen anlaufen. Der Einsatzzeitraum ist kurz vor Traubenschluss,
da hier letztmalig die Gelegenheit be-steht das Traubengerüst und die Ansatzstellen der Beeren mit einem Botrytizid vor
früh-zeitigem, latenten Botrytisbefall zu schützen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch, Kenja, Scala oder Cantus. Die beste Wirkung
wird mit dem Befahren jeder Gasse und einer vorherigen Teilentblätterung der Traubenzone erzielt. Bei einer reinen
Traubenzonen-behandlung kann der Mittelaufwand halbiert (Basis x 2) werden.
Nachdem nun die Blüte beendet ist und etwas moderatere Temperaturen zumindest bis zum Wochenende gemeldet werden, besteht die
Möglichkeit mit Blattdüngern aufgetretene Mangelerscheinungen zu bekämpfen. In vielen Gebieten hat sich die aufgetretene
Chlorose nicht wesentlich gebessert. Hier kann mit Eisenchelatdüngern entgegengearbeitet werden. Gestresste Anlagen verrieseln im
Moment. Hier sollten in der weiteren Planung magnesiumhaltige Blattdünger eingesetzt werden. In den kommenden
Pflanzenschutzmaßnahmen kann zur Vorbeugung der Zusatz von Bittersalz (12-15 kg/ha) oder eines chelathaltigen Blattdüngers
überlegt werden.
Die ersten Esca befallenen Stöcke zeigen sich wieder. Kennzeichnen Sie die Stöcke für weitere Nachfolgearbeiten.
Sonstiges
Die nächste Rebbegehung mit Sachkunde findet am 16.07.2025 in Münchweier statt.
Die nächste Weinbauinfo erscheint voraussichtlich in KW 27.
Mit freundlichen Grüßen Landratsamt Ortenaukreis
gez. Amt für Landwirtschaft
Johannes Werner Prinz-Eugenstr. 2
Weinbauberater 77654 Offenburg
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