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Weinbauinfo Nr. 8

Allgemeiner Entwicklungsstand

Die Blüte läuft und hat sich aufgrund der hohen Temperaturen extrem beschleunigt. Trotzdem ist in vielen Anlagen immer noch ein verzetteltes Wachstum der Triebe und damit auch eine sich ziehende Blüte zu erkennen. Die frühen, windgeschützten Lagen sowie frühe Sorten haben die Blüte bereits beendet und zeigen schon erste schrotkorngroße Beeren (BBCH 73), während der größte Teil der Anlagen im Beratungsgebiet im Stadium BBCH 68-69 (abgehende Blüte bis Ende der Blüte) ist. Auch das Längenwachstum der Triebe wurde durch die hohen Temperaturen angeschoben und die stark auffälligen „gelben“ Reben beginnen langsam grüner zu werden. Maßgeblichen Anteil an diesem Wachstumsschub haben auch die zurückliegenden Niederschläge im Beratungsgebiet die in Summe zwischen 60 mm und über 100 mm liegen.
Die Wetterprognose meldet für die kommenden Tage heißes Sommerwetter mit Temperaturen über 30°C bis zum Wochenende, danach weiterhin sommerlich aber weniger heiß mit Temperaturen um 27°C. Bis auf mögliche Hitzegewitter sind keine weiteren Niederschläge prognostiziert.

Tierische Schädlinge

Der Flug der ersten Generation des Traubenwicklers ist beendet. Die Fangzahlen können wie bekannt unter www.monitoring.vitimeteo.de abgerufen werden. Die Rebschutzwarte werden gebeten die Fallen für die zweite Generation fit zu machen und die Kontrolle der Fallen weiterzuführen.
Wie in der letzten Weinbauinfo Nr. 7 erwähnt, sollte der Flug der Glasflügelzikade respektiert werden. Wenn möglich sollten die natürlichen Lebensräume Brennnessel und Ackerwinde ab jetzt nicht mehr aktiv entfernt werden.

Pilzkrankheiten

Peronospora

Selten war es im Beratungsgebiet so „sauber“ um diese Zeit, es wurden bisher immer noch keine Ölflecke gemeldet. Einerseits zeigt das die gute Arbeit die bisher geleistet wurde, anderseits aber auch das bisher geringe Infektionspotential trotz der teils hohen Niederschlagsmengen. In Summe ist das sehr erfreulich, da die Blüte weitestgehend abgeschlossen ist und sich damit ein Infektionsfenster schließt. Zum Einsatz bei der nächsten Pflanzenschutzmaßnahme kommt ein Kontaktmittel wie z. B. Folpan 80 WDG (1,2 kg/ha), Delan WG (0,6 kg/ha) oder Enervin SC (1,8 l/ha – keine Blockbehandlung!) mit einem der beiden genannten Kontaktmittel. Der Spritzabstand kann nun wieder bei 10-12 Tagen liegen, nachdem er zur Blüte eher bei 7-8 Tagen lag.
Vor dem baldigen ersten Gipfeltermin ist der zusätzliche Einsatz eines phosphonathaltigen Mittels kritisch zu hinterfragen, da kaum ein zusätzlicher Nutzen entsteht. Da auch die Wetterprognose ruhiges, trockenes Wetter vorhersagt, kann, auch zur Kostensenkung, eher darauf verzichtet werden.

Oidium

Die „Sonderbehandlung“ der abgehenden Blüte ist in den meisten Betrieben erfolgt, so dass der Schutz der abgeblühten Beeren bereits erfolgt ist. Wo die Blüte langsam verläuft und diese Behandlung noch aussteht, sollte wie im letzten Weinbauinfo Nr. 7 ausgeführt, eines der hochwirksamen Mittel Sercadis, Luna Max oder Luna Experience zum Einsatz kommen. In allen Anlagen mit weitgehend abgeschlossener Blüte kommt für die anstehende Behandlung Dynali (0,6 l/ha), Belanty (1,5 l/ha à 1 l/10.000 m²) oder Talendo/Talendo Extra (0,3 l/ha) zum Einsatz.
Die Aufwandmenge errechnet sich aus dem Basisaufwand x 3.
Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, bester Applikationsqualität und der Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements (Wirkstoffgruppenwechsel). Bei anfälligen Sorten und in Befallsanlagen sollte, wenn möglich zur optimalen Applikationsqualität jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Beachten sie auch die Anforderungen der eingesetzten Mittel an die persönliche Schutzausrüstung und eventuelle Auflagen, die der Gebrauchsanleitung zu entnehmen sind.

PIWI´s sollten über die Blüte und im Nachblütebereich bei den regulären Pflanzenschutzmaßnahmen mitbehandelt werden.

Weinbauliche Hinweise

Nach Ende der Blüte rücken die qualitätsfördernden Maßnahmen in den Vordergrund. In erster Linie sind hier Entblätterungsmaßnahmen zu nennen, die einen zentralen Baustein der Fäulnisminimierung darstellen. Das moderate Entblättern von 2-3 Blättern von unten (Triebbasis) fördert die Abhärtung der Beerenhaut gegen Sonnenbrand und verbessert die Anlagerung und Antrocknung künftiger Pflanzenschutzmaßnahmen. In Weißweinsorten sollte einseitig sonnenabgewandt und in Rotweinsorten beidseitig entblättert werden. Mit geplanten Entblätterungsmaßnahmen kann zeitnah begonnen werden, wenn die Blüte komplett abgeschlossen und die sehr heißen Tage vorbei sind. Auch für geplante mechanische Entblätterungsmaßnahmen mit Druckluft öffnet sich das Zeitfenster der Anwendung. Dieses liegt zwischen Schrotkorn- und Erbsengröße der Beeren und sollte jetzt am Entwicklungsstand angepasst eingeplant werden. In den letzten Jahren haben sich niedrigere Drücke (ca. 0,4 – 0,6 bar) eher bewährt als hohe (0,8 – 1,0 bar). Eine wichtige Rolle spielt auch die Geschwindigkeit mit der ausgeblasen wird, so dass sehr gezielt und angepasst gearbeitet werden sollte.
Die laufenden Ausbrech- und Heftarbeiten können/sollten fortgeführt bzw. abgeschlossen werden, auch das Entfernen überzähliger meist kümmerlicher Triebe wird empfohlen. Selbiges gilt für überzählige Trauben, aktuell gehen die Ertragsregulierungsmaßnahmen leicht von der Hand und es schmerzt weniger diese zu entfernen, wenn sie noch klein sind.
Der bereits angesprochene erste Gipfeltermin steht in Kürze an, sollte das schnelle Wachstum anhalten. Generell gilt es die Triebspitze als zusätzlichen „Energieverbraucher“ so lange wie möglich zu belassen, da diese sonst in die Beeren umgeleitet wird und das Beerenwachstum fördert, was zu großen, kompakten Trauben mit erhöhter Fäulniswahrscheinlichkeit führen kann.
Öffnende Bodenbearbeitungen sind derzeit sehr kontraproduktiv, da sie eine Stickstofffracht in die jungen Beeren auslösen, welche die Bildung kompakter Beeren und Trauben vorantreibt.
Nach der Blüte besteht auch wieder die Möglichkeit unterstützend mit Blattdüngern wie z. B. Eisenchelaten oder Bittersalz bzw. Aminosol zu arbeiten. Dies hilft hartnäckige chlorotische bzw. schwachwachsende Stöcke zu revitalisieren.

Sonstige Hinweise

Termine

12.06.2025, 18:00 Uhr 
Rebbegehung WG Jechtingen, Treffpunkt Eichertkapelle

Vertretung

In der Zeit vom 16.06. bis 20.06.2025 bin ich im Urlaub. 
Vertretung haben die Kollegen Johannes Werner 0175 2623256 und Egon Zuberer 0162 2550675.

Die nächste Weinbauinfo folgt in KW 25 von Johannes Werner und erscheint nur im Infodienst des Landwirtschaftsamtes Emmendingen. Die Info in KW 26 erfolgt dann wieder regulär über E-Mail und parallel im Infodienst. Wir bitten um Beachtung! 

Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen