Weinbauinfo Nr. 9
Allgemeiner Entwicklungsstand
Die hohen Temperaturen haben für einen weiterhin starken Wuchs gesorgt. Trauben/Beeren vergrößern sich rasant, so dass das Stadium Beginn des Traubenschlusses (BBCH 77) unmittelbar bevorsteht bzw. teilweise schon erreicht wurde. Auch die Laubwände sind wüchsig und voll, zudem nun wieder grün(er) und vitaler als noch in der letzten Woche. Spannend zu sehen was ein hohes Energieangebot in Form von Sonne auslösen oder besser gesagt verbessern kann. Durch die hohen Temperaturen und den austrocknenden Wind steigt die Verdunstungsrate und es sollten Neu- und Junganlagen auf beginnenden Trockenstress geprüft werden. Sollten die hohen Temperaturen über 30°C und der permanente Wind wie von der Wetterprognose vorhergesagt weitergehen, sind erste Wassergaben in den jungen Anlagen nicht unwahrscheinlich. Des Weiteren muss dann auch entsprechend über bodenwasserschonende Maßnahmen bzw. Verdunstungsschutz nachgedacht werden. Wie erwähnt meldet die Wetterprognose weiterhin sonnig und heiß mit Temperaturen bis 36°C und Hitzegewitterwahrscheinlichkeit. Auch der böige Wind soll anhalten und die Verdunstungsrate hochhalten.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Aktuell läuft der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers. Die Fangzahlen können wie gewohnt über www.monitoring.vitimeteo.de abgerufen werden. Auch die örtlichen Rebschutzwarte
freuen sich über einen Anruf.
Es sei nochmal erwähnt, dass der Flug der Glasflügelzikade als Überträger der Schwarzholzkrankheit noch immer
anhält und die natürlichen Lebensräume Brennnessel und Ackerwinde möglichst geschont werden sollten.
Pilzkrankheiten
Peronospora
Mit intensivem Suchen können vereinzelte Ölflecke im Beratungsgebiet gefunden werden, aber in der Summe ist die Lage recht ruhig. Die anhaltend hohen Temperaturen haben das Infektionsgeschehen zum Erliegen gebracht, auch eine starke Ausbreitung über bestehende Ölflecke ist unter diesen Umständen kaum möglich. Die Laubwände haben eine gute Belagsabdeckung, diese gilt es mit einem Kontaktmittel aufrechtzuerhalten. Zum Einsatz kommt z.B. Folpan 80 WDG (1,4 kg/ha), Delan WG (0,7 l/ha) oder Videryo F (2,18 l/ha)
Oidium
Bedingt durch den morgendlichen Tau und die hohen Temperaturen bleibt das Oidiumrisiko hoch. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass
durch zurückliegend guten Pflanzenschutz und der nassen Phase zu Blüte wenig aktive Sporen für eine epidemieartige
Ausbreitung zur Verfügung stehen. Zudem nimmt die Widerstandskraft der Beeren durch Bildung der Wachsschicht zu. In Kombination mit
den kürzeren Spritzabständen ist die aktuelle Lage recht stabil. Zum Einsatz gegen Oidium kommt z.B. Vivando (0,28 l/ha), Kusabi
(0,26 l/ha) – jeweils nur einmalig und nicht hintereinander anwendbar – oder Belanty (1,5 l/ha bzw. 1l/10.000 m² LWF).
Alternativ kann auf ein Mittel aus einer anderen Wirkstoffgruppe zurückgegriffen werden um den Vorgaben des Antiresistenzmanagements
gerecht zu werden. Der Spritzabstand kann zwischen 10 und 14 Tagen liegen.
Auch wenn es bei dieser Hitze sehr schwer fällt auf die persönliche Schutzausrüstung zu achten, wird dies sehr dringend und
deutlich empfohlen.
Weinbauliche Hinweise
Gegipfelt, entblättert, gemulcht – so lässt sich der aktuelle Status vieler Rebanlagen im Beratungsgebiet
zusammenfassen. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass bei den momentan hohen Temperaturen bei geplanten
Entblätterungsmaßnahmen ein hohes Sonnenbrandrisiko besteht und diese auf etwas moderatere, weniger heiße Tage verschoben
werden sollten. Es ist ausreichend 2-3 Blätter von unten her zu entblättern, Weißweinsorten einseitig sonnenabgewandt,
Rotweinsorten etwas kräftiger beidseitig.
Für den geplanten Einsatz eines Spezialbotrytizids wie z.B. Switch, Cantus, Kenja o.ä. ist kurz vor Traubenschluss (BBCH 79) der
beste Termin um letztmalig in das Innere der Trauben zu gelangen. Der Einsatz wird nur für kompakte Sorten und Klone sowie
Premiumanlagen empfohlen, hat aber selbst dort in der Vergangenheit durch flankierende weinbauliche Maßnahmen wie Bioregulatoren etc.
kaum mehr Freunde gefunden. Generell ist diese Maßnahme eine Sonderbehandlung der Traubenzone, abgekoppelt von der regulären
Pflanzenschutzmaßnahme und erfordert dadurch eine Befahrung jeder Gasse. Auf jeden Fall ist vor dem Einsatz Rücksprache mit dem
Vermarktungsbetrieb zu halten, da ggf. vermarktungsrelevante Beschränkungen gelten.
Es lassen sich immer weniger „gelbe“ Reben finden und das ist auch gut so. Nach Abschluss der Blüte und dem höheren
Energieangebot in Form von Sonnenlicht und Wärme sowie dem Entfernen der Triebspitzen als weiterem Verbraucher neben den Beeren stellt
sich aktuell eine deutliche „Wiederbegrünung“ ein. Sind noch einzelne chlorotische Stöcke aufzufinden, kann gezielt
mit einem chelathaltigen Eisendünger Abhilfe geschaffen werden. Auch der Einsatz von Bittersalz (12-15 kg/ha) zur
Stiellähmevorbeugung ist möglich und empfehlenswert, da unsere Böden generell magnesiumschwach sind und sich die Aufnahme
bei anhaltender Trockenheit weiter verschlechtert.
Hält die Trockenheit weiter an, sollten bodenwasserschonende Maßnahmen überlegt werden. Dazu zählt das hohe Mulchen
oder noch besser Walzen der Begrünungen als Verdunstungsschutz und zur Minimierung der Wasserkonkurrenz. Auch das
oberflächliche Stören der Begrünungen ist dann überlegenswert.
Sonstige Hinweise
Termine
25.06.25, 18 Uhr Rebbegehung WG Königschaffhausen-Kiechlinsbergen, Treffpunkt Auffahrt Gausberg
Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 27
Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen