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Weinbauinfo Nr. 10

Allgemeiner Entwicklungsstand

Endlich Regen und Abkühlung – und das ganz ohne weitere Schäden durch Hagel. Als gestern Abend die dunklen Wolken aufgezogen sind und die ersten Tropfen fielen, wird gleichzeitig dem einen oder der anderen ein Stein vom Herzen gefallen sein. Die Temperaturen sind nun deutlich angenehmer, aber vor allem für die strapazierten landwirtschaftlichen Kulturen war der Regen ein wahrer Segen. Im Einzelnen sind an den Wetterstationen im Beratungsgebiet folgende Regenmengen dokumentiert:

Herbolzheim: 4,5 mm
Malterdingen: 47,3 mm
Königschaffhausen: 28,1 mm
Hochburg Emmendingen: 12 mm

Dies wird die Rebentwicklung wieder in Gang setzen, die in den zurückliegenden Tagen doch stark unter der Hitze gelitten hat. Zusammen mit den moderateren Temperaturen und einhergehend geringerer Verdunstung sind auch Bewässerungsszenarien für Neu- und Junganlagen erstmal vom Tisch. Die Wetterprognose meldet für die kommenden Tage „normales“ sommerliches Wetter mit Temperaturen unter 30°C. Anfang bis Mitte nächster Woche soll es dann möglicherweise zu neuen Niederschlägen kommen.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der zweiten Generation verläuft auf sehr niedrigem Niveau, sicher auch eine Folge der hohen Temperaturen. Die Fangzahlen können wie allseits bekannt unter https://monitoring.vitimeteo.de abgerufen werden. 

Pilzkrankheiten

Peronospora

Vereinzelt wurden, wie bekannt Ölflecken gefunden. Insgesamt ist es aber weiterhin sehr ruhig. Vermutlich können in den Gemarkungen mit mehr Niederschlägen aus der Nacht nach Ablauf der Inkubationszeit neue Ölflecken gefunden werden bzw. alte noch aktive Ölflecken revitalisieren sich erneut. Um das Potential für späten Befall in diesen Anlagen zu verringern, kann bei unmittelbar anstehendem Pflanzenschutz auf ein kuratives Peromittel wie z.B. Melody Combi (2,2 kg/ha), Sanvino (1,5 kg/ha) o.ä. zurückgegriffen werden. Die kurative Wirkung entfaltet sich am besten innerhalb 24 h nach erfolgter Infektion (nach dem Niederschlag) bis max. 48 h. Da für die Infektion mindestens 10 mm Niederschlag nötig sind, gilt diese Empfehlung auch nur für Gemarkungen mit mehr als eben 10 mm Niederschlag. Alle anderen Rebflächen können weiterhin mit einem Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG (1,6 kg/ha), Delan WG (0,8 kg/ha) o.ä. behandelt werden.

Oidium

Auch für Oidium war es zu heiß und dadurch das Wachstum massiv eingeschränkt. Nun wird es etwas „kühler“, so dass auch wieder mehr Infektionen ablaufen können. Gleichzeitig bildet und verstärkt sich die Wachsschicht der Beeren und es liegt bisher keine einzige Befallsmeldung aus dem Beratungsgebiet vor. Für die laufenden Behandlungen kann z.B. Vivando (0,32 l/ha), Kusabi (0,3 l/ha) oder Sarumo/Galileo (0,75 l/ha) eingesetzt werden. Es ist zwingend auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Es gelten die Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung und evtl. Besonderheiten aus den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Mittel. 
Da die Abschlussbehandlung zum Monatswechsel Juli/August (letztes Juliwochenende 25.7-26.7) durchgeführt werden sollte, sind ab jetzt noch geplante Pflanzenschutzmaßnahmen an diesem Termin auszurichten. Der Spritzabstand kann 10-14 Tage betragen.

Weinbauliche Hinweise

Das Rebland im Beratungsgebiet präsentiert sich in Summe sehr ordentlich und gepflegt. Die meisten Anlagen stehen gegipfelt, entblättert und im Unterstock sauber. Wo es noch Lücken gibt können diese aufgearbeitet werden, auch noch nicht abgeschlossene oder wegen der Hitze ausgesetzte Entblätterungsmaßnahmen können nun fortgeführt werden. Bisher sind trotz Hitze und sehr hoher Temperaturen kaum Sonnenbrandschäden zu finden.
Die Ertragsaussichten werden sichtbar, so dass auch hier mit entsprechenden Regulierungsmaßnahmen begonnen werden kann. Generell müssen die Anlagen und ihr Traubenbehang dieses Jahr sehr individuell betrachtet werden und es wird dringend empfohlen sich über den gesamten Bestand hinweg ein Bild zu verschaffen und entsprechend innerhalb der Anlagen auszugleichen. Es macht keinen Sinn schwächere Stöcke zu überlasten, es macht aber auch keinen Sinn starken Stöcken zu viele Trauben zuzumuten. Das gesunde Mittel ist die beste Option.
Es besteht auch weiterhin die Möglichkeit mit unterstützenden Düngern jeder Art (Eisen, Magnesium, Stickstoff etc.) zu arbeiten. Diese können den laufenden Pflanzenschutzmaßnahmen als Blattdünger zugegeben werden, aber im Fall von chlorotischen Stöcken auch als Einzelmaßnahme gezielt über den Boden zugeführt werden. 
Auch Bodenpflegemaßnahmen sind noch nicht überall abgeschlossen. Empfohlen wird das alternierende Mulchen, das spart Zeit da nur jede zweite Gasse gemulcht wird, erhöht aber die Biodiversität und Artenvielfalt in den Anlagen deutlich. Dazu gibt es blühende Einheiten die das Auge erfreuen, also in Summe eine Win-Win-Situation.

Sonstige Hinweise

Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2025 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2025 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 28.



Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen