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Weinbauinfo Nr. 7

Allgemeiner Entwicklungsstand

Die Blüte schreitet rasant voran, ausgehend von den tropischen Nächten des vergangenen Wochenendes haben wir in den guten Lagen aktuell Vollblüte (BBCH 65), in den späten Lagen deutlichen Blühbeginn (BBCH 60) und in den frühen Lagen bereits abgehende Blüte bis Ende der Blüte (BBCH 68-69) erreicht. Folgt man der alten Formel: Blüte + 100 Tage lassen sich schon jetzt wichtige Zeitkorridore errechnen.
Das aktuelle Wetter gleicht einer Berg- und Talfahrt – bei den Temperaturen als auch bei den Niederschlägen. Im Raum Emmendingen (Wetterstation EM-Hochburg ca. 60 mm) fiel in den letzten 4 Wochen nur knapp die Hälfte an Niederschlag wie im restlichen Beratungsgebiet (Station Herbolzheim ca. 95 mm, Station Malterdingen ca. 100 mm), der Kaiserstuhl liegt in der Mitte (Wetterstation Königschaffhausen ca. 80 mm). Auch die Temperaturen bewegen sich zwischen 20 und 30°C, wobei die hohen Temperaturen eher die Ausnahme sind und wohl auch bleiben.
Die Wetterprognose meldet für die kommenden Tage weiterhin eher wechselhaftes Wetter mit Schauern und Gewittern bis Pfingstsonntag. Ab Montag wird die Großwetterlage dann stabiler und es wird sommerlicher und etwas wärmer.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der ersten Generation ist abgeschlossen und wurde aufgrund der geringen Flug- und Fangzahlen nicht bekämpft. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter www.monitoring.vitimeteo.de.
Ab Juni ist mit dem Flug der Winden-Glasflügelzikade zu rechnen, welche die Schwarzholzkrankheit übertragen kann. Deren Wirtspflanzen sind Ackerwinde und Brennnesseln, nur im Notfall wird auf Reben ausgewichen und es kann eine Übertragung stattfinden. Fazit: Wirtspflanzen ab jetzt nicht mehr beseitigen um den Zuflug auf die Reben zu vermeiden.

Pilzkrankheiten

Peronospora

Die Niederschläge haben Infektionen der Peronospora ausgelöst. Je nach letztem Behandlungstermin (Freitag/Samstag letzter Woche) wurden diese nahezu optimal abgefangen. Für diejenigen Betriebe die diese Woche ihren Termin haben, gilt es erstmal ein trockenes Zeitfenster zu finden. Dafür kann aber je nach Gemarkung, Lage und Sorte schon die Behandlung der abgehenden Blüte (BBCH 68 – 80% der Blüten abgeworfen) durchgeführt werden. Betriebe die letzte Woche ihren Pflanzenschutz vor den großen Regenmengen durchgeführt haben, müssen Ende dieser Woche wahrscheinlich eine weitere Runde drehen um BBCH 68 sauber abzudecken. Die Beobachtung der Bestände ist unerlässlich, da die Blüte eher verzettelt und ungleichmäßig verläuft. Zum Einsatz kommt bevorzugt ein Mittel mit kurativer Leistung wie z.B. Zorvec Vinabel (0,45 l/ha -> 0,38 l/10.000 m² - einmalig pro Saison! Kein weiterer Zusatz nötig), Melody Combi (1,37 kg/ha), Reboot (0,25 kg/ha) o.ä. Auch der Einsatz von Enervin SC (1,5 l/ha) mit einem Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG (1,0 kg/ha) oder Delan WG (0,5 kg/ha) zum Schutz der jungen Beeren ist möglich. 

Oidium

Die ungeschützten neuen Beeren müssen mit einem Belag versehen werden, da diese hochempfindlich sind. Es lohnt sich nicht ein unnötiges Risiko einzugehen, dem sonst dem weiteren restlichen Vegetationsverlauf nachgelaufen werden muss. Zum Einsatz kommt z.B. Sercadis (0,15 l/ha) oder Luna Max (0,8 l/ha) bzw. Luna Experience (0,3 l/ha). Es ist auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel zu achten! Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, bester Applikationsqualität und der Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements (Wirkstoffgruppenwechsel). Bei anfälligen Sorten und in Befallsanlagen sollte, wenn möglich zur optimalen Applikationsqualität jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Beachten sie auch die Anforderungen der eingesetzten Mittel an die persönliche Schutzausrüstung und eventuelle Auflagen, die der Gebrauchsanleitung zu entnehmen sind.
PIWI´s sollten über die Blüte bei den regulären Pflanzenschutzmaßnahmen mitbehandelt werden.

Weinbauliche Hinweise

Weinbauliche Verfahren stehen grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu gehören eine lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, keine Stickstoffdüngung nach der Blüte und möglichst Verzicht von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.
Der Einsatz von Bioregulatoren zur Vollblüte sollte/muss umgehend geplant und umgesetzt werden, da der beste Einsatzpunkt BBCH 65 (Vollblüte) ist, welche im Beratungsgebiet in vielen Gemarkungen und Anlagen zeitnah erreicht wird bzw. bereits erreicht wurde. Durch die feuchte Wettersituation sind die Einsatzbedingungen allerdings stark erschwert. Die Beobachtung der Bestände und ein witterungsangepasster Einsatz ist dringend angeraten, denn in zu nassen Beständen kann es auch zu einem „zu guten Wirkungsgrad“ in Form von Verrieselungen und Mengenreduktionen kommen. Wer einen Einsatz plant, aber unsicher ist was passiert, sollte die Aufwandmengen reduzieren. Dies gilt sowohl für die Bioregulatoren als auch für Regalis. Alle Info´s dazu sind in der vorherigen Weinbauinfo Nr. 6-2025 zu finden.
„Gelbe“ Reben, hauptsächlich Müller-Thurgau lassen sich derzeit gut auffinden. Es handelt sich entweder um leichten Stickstoffmangel dem mit Harnstoff oder Aminosol entgegengewirkt werden kann, oder in weit weniger Fällen um Eisenchlorose, der mit Eisenchelaten/Citraten abgeholfen werden kann.

Sonstige Hinweise

Termine

04.06.2025 18:00 Uhr 
Rebbegehung BWK Bereich Breisgau, Treffpunkt Weinhof Hildwein, Malterdingen

06.06.2025 17:00 Uhr 
Rebbegehung Winzerkreis Bahlingen, Treffpunkt Grillhütte Bahlingen

10.06.2025 18:00 Uhr 
Rebbegehung WG Sasbach, Treffpunkt Limberg

12.06.2025 18:00 Uhr
Rebbegehung WG Jechtingen, Treffpunkt Eichertkapelle

Stellenausschreibung

Am Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg ist aktuell eine Stelle als Referatsleiter/in im Bereich „Prognose, Monitoring“ (Referat 13) zu besetzen. Bei Interesse finden Sie weitere Informationen zur Ausschreibung unter: wbi.landwirtschaft-bw.de → Stellenausschreibungen.

Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 24.

Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen