Allgemeiner Entwicklungsstand
Das Wachstum unserer Reben hat sich etwas verlangsamt, was den zurückliegend tiefen Nachttemperaturen geschuldet ist. Wir finden BBCH 57 bis BBCH 60 mit 10-12 Blättern, wobei Blühbeginn erst vereinzelt in den sehr exponierten, windgeschützten Lagen zu finden ist. Der allgemeine Blühbeginn lässt noch etwas auf sich warten. Zum Wochenende skizziert die Wetterprognose allerdings hohe Temperaturen bis 30°C, so dass höchstwahrscheinlich die Vegetationsentwicklung einen ordentlichen Schub bekommt. Wie angesprochen sollen sich hochsommerliche Temperaturen einstellen, natürlich mit Gewitterwahrscheinlichkeit. Wir hoffen, dass es weiterhin glücklich für unsere Kulturen verläuft, denn die beiden bisherigen Gewitter mit Hagel haben glücklicherweise keine nennenswerten Schäden verursacht. Weiter geht es diese Woche aber erstmal mit einem Wolken–Sonne-Mix und moderaten Temperaturen bis einschließlich Christi Himmelfahrt. Auch neuerlicher Regen ist nicht gänzlich ausgeschlossen.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Flug läuft weiterhin auf sehr niedrigem Niveau, so dass eine Behandlung/Bekämpfung der ersten Generation keinen/kaum Sinn macht. Die aktuellen Fangzahlen können unter monitoring.vitimeteo.de abgelesen bzw. beim örtlichen Rebschutzwart erfragt werden.
Pilzkrankheiten
Nur wo zurückliegend höhere Niederschlagsmengen wie nach den angesprochenen Hagelereignissen gefallen sind, kam es zu Infektionen durch Peronospora. Diese wurden durch die bisherigen Pflanzenschutzmaßnahmen mit Abständen um 10 Tage abgefangen. Die umgesetzte Strategie mit Kontaktmitteln und dem Zusatz Phosphonat kann weitergeführt werden. Zum Einsatz kommt z.B. Folpan 80 WDG (0,8 kg/ha), Delan WG (0,4 kg/ha) plus Phosphonat (2 – 3 l/ha je nach Produkt) oder alternativ eines der Kombipräparate Profiler (1,5 kg/ha – Mischreihenfolge beachten) bzw. Delan Pro (2,4 l/ha).
Oidium
Die Kombination aus Niederschlag, Tau und pilzfreundlichen Temperaturen lässt das Infektionsrisiko durch Oidium zur beginnenden
Blüte ansteigen. Da die Temperaturen am Wochenende an der 30° C Marke kratzen sollen und sich immer mehr Blütenkäppchen
öffnen, ist der Einsatz eines organischen Oidiummittels dringend angeraten. Es kommt z.B. Belanty (1 l /10.000 m² LWF), Dynali
(0,4 l/ha) oder Talendo (0,2 l/ha) zum Einsatz. Der Spritzabstand sollte – analog zu Pero – 10 bis max. 12 Tage nicht
überschreiten.
Aufgrund tagesaktuell eingehender Meldungen von Oidiumbefall aus den nördlichen Anbaugebieten wird empfohlen die Bestände
intensiv auf möglichen Befall zu untersuchen. Vergleichsbilder von möglichem Befall sind unter folgendem Link zu finden: https://rebschutz.hs-geisenheim.de/schadbilder-wein/schadbilder.php?Auswahl=Erysiphe
Bisher sind keine Meldungen aus dem Beratungsgebiet bekannt.
Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, bester
Applikationsqualität und der Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements (Wirkstoffgruppenwechsel). Bei anfälligen Sorten
und in Befallsanlagen sollte, wenn möglich zur optimalen Applikationsqualität jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines
Multisitewirkstoffes (Netzschwefel) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen,
Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der
Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Beachten Sie die Grundsätze der guten fachlichen Praxis, Vorkehrungen zum Gesundheitsschutz und der persönlichen
Schutzausrüstung der jeweiligen Mittel.
Weinbauliche Hinweise
Die regulären weinbaulichen Arbeiten wie Heften, Stämmchen putzen und mulchen halten das Arbeitspensum hoch. Stichwort: Es
gibt immer was zu tun! Insgesamt sind die Bestände aber sehr schön und ordentlich gepflegt, so dass das Heft des Handelns in
Winzers Hand liegt und nicht von der Vegetation vorgegeben wird.
Vor der sich zeitnah abzeichnenden Rebblüte kommen die jährlichen fäulnisreduzierenden Maßnahmen in den Blick. Zur
Anwendung stehen die Präparate GIBB 3, Berelex 40 SG und neu! Florgib Tablets sowie Regalis Plus zur Verfügung.
Bewährt hat sich GIBB 3 mit 10 – 12 Tabletten/ha bei 600-800 l/ ha Wasser (max. 12-16 Tabletten/ha), Berelex 40 SG
(Sortenbeschränkungen beachten!) mit 50 g/ha bei 1000 l/ha Wasser (halbe Aufwandmenge bei Behandlung der Traubenzone) bzw. Florgib
Tablets mit max. 16 Tabletten/ha, ausgebracht früh morgens oder abends für lange Antrocknung. Wichtig ist das Vorlösen im
Wasser und eine gute Benetzung der Traubenzone (jede Gasse fahren).
Der Zusatz eines Haftmittels verbessert die Wirkung.
Regalis wird gleich wie GIBB 3/Berelex 40 SG eingesetzt, die Aufwandmengen variieren je nach Rebsorte zwischen 1,0 – 1,8 kg/ha
(Gebrauchsanleitung beachten). Erfahrungsgemäß kann es beim Einsatz zu höheren Ertragsverlusten kommen, so dass reduzierte
Aufwandmengen von ca. 1,0 -1,2 kg/ha je nach Rebsorte empfohlen werden. Es gelten Sortenbeschränkungen, bitte beachten!
Bei unvollständig aufgewachsener Laubwand kann es an den Triebspitzen zu Triebberostungen kommen.
Das Anwendungsfenster aller Präparate ist Vollblüte (50 % blühende Gescheine), eine genaue Beobachtung der Bestände zur
Festlegung des Termins ist unerlässlich.
Empfohlen wird, vor allem die wichtigsten Anlagen (kompakte Sorten) zu behandeln.
Sonstige Hinweise
Termine
Am 03.06. findet eine Sachkunde Fortbildungsveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem LTZ Augustenberg statt. Alle weiteren Informationen
unter folgendem Link:
https://emmendingen.landwirtschaft-bw.de/,Lde/Startseite/Aktuelles/Fobi+Sachkunde+Weinbau
04.06.2025, 18:00 Uhr:
Rebbegehung BWK Breisgau, Treffpunkt Winzerhof Hildwein Malterdingen
06.06.2025, 17:00 Uhr:
Rebbegehung Winzerkreis Bahlingen, Treffpunkt Grillhütte Bahlingen
Die nächste Weinbauinfo folgt, sofern nicht anders erforderlich, in KW 23.
Gez. Renz
Weinbauberatung Landkreis Emmendingen